BaulandExpress
Warum die neue Regionalbahn einen regionalen Namen haben sollte – Plädoyer für die Namensgebung „BaulandExpress“
Seit dem 18. Dezember 2019 existiert zwischen den Stationen Lauda und Osterburken ein stündlicher Regionalbahntakt (www.frankenbahntakt.de) mit Zughalten in Königshofen, Boxberg-Wölchingen, Eubigheim und Rosenburg. Diese Zugverbindung ist noch ein auf drei Jahre angelegtes Pilotprojekt, das an Mindestfahrgastzahlen gekoppelt ist. Damit diese erreicht werden, müssen sich die Bürger mit der neuen Bahn identifizieren und sie zu „ihrer Bahn“ machen. Eine regionale Namensgebung würde helfen.
Die positive Vision des „BaulandExpress“
Als am 7. Juli 2018 die Demonstrationsfahrt auf der Frankenbahn um 11.15 Uhr im Bahnhof Osterburken nach Lauda startete, war der Name der neuen Regionalbahn auf dieser Strecke bereits dabei. Die „Projektgruppe Regionale Eisenbahn(Geschichte)“ - bestehend aus Dr. Dieter Thoma und Albert Herrenknecht (beide aus Boxberg-Wölchingen) - hatte aus diesem Anlaß ein aktuelles Zuglaufschild entworfen, das diesem Zug einen eigenen Namen gab: „BaulandExpress“.
Dieser Name sollte mehrere Aspekte ausfüllen: Zum einen die Wiedergabe des durchfahrenen Raumes (= die Kern-Region „Bauland“)
und zum anderen das angestrebte neue Tempo, d. h. schneller als ein traditioneller Regionalbahn-Zug (= deshalb „Express“).
Daneben sollte das Zuglaufschild (wie alle offiziellen Zuglaufschilder) in der Bezifferung (RB 7801 und 7802) den Zugstatus (RB = Regionalbahn) und die Nummerierung des Streckenabschnittes der Frankenbahn (780) - und das in der offiziellen Farbe „Bahnblau“ - wiedergeben. Die Erweiterung auf die vierte Ziffer 7801 und 7802 sollte die beiden Zugläufe (Richtungszug und Gegenzug) markieren. Das erste Zuglaufschild gibt die aktuellen Haltepunkte an der Strecke wieder: Osterburken, Rosenberg, Eubigheim, Boxberg-Wölchingen, Königshofen und Lauda. Aus Sicht des Gegenzuges: alle Stationen in der umgekehrten Reihenfolge.
„BaulandExpress“ ist eine eigenständige regionale Marke
Alle diese Komponenten zusammen erfüllen den Status einer eigenständigen „Marke“, eines Alleinstellungsmerkmals, das nur diesen Zug gegenüber allen anderen kennzeichnet und hervorhebt. Diese Besonderheit schafft Identifikation, was z.B. der Begriff „Regionalbahn auf der Frankenbahn“ nicht schafft. Dieser klingt nicht nur – mit seiner holprigen Alliteration - sprachlich-phonetisch mißglückt, sondern bildet auch nicht das Neue dieser Bahn ab.
Der Terminus „Frankenbahn“ gilt für die Gesamtstrecke von Würzburg bis Heilbronn, darauf gibt es dann aber auch spezifische Teilstrecken, wie z.B. die „untere Jagstalbahn“ (die im September 2019 unter diesem Namen ihr „150-jähiges Bestehen feierte) und dann eben auch den „BaulandExpress“, der im gleichen Jahr seine Wiedergeburt als Regionalbahn erlebte. Ein doppelter Grund zum Feiern an dieser Traditionsstrecke.
Diese Unterscheidung in Teilstrecken ist auch bahnhistorisch begründet. Noch vor 100 Jahren wurde offiziell in „Durchgangsverkehr“ (Fernverkehr) und „Landschaftsverkehr“ (heutiger Nahverkehr) unterschieden. Der geographische Raum zwischen Heilbronn und Würzburg hatte den Landschaftstitel „Fränkische Platte“, ganz in der Wissenschaftstradtion der „Eisenbahn-Geographie“, die nicht nur bei der Streckenplanung von 1860-1930 die Wahrnehmung prägte, sondern auch bei der Begriffsbildung. Was damals die „Fränkische Platte“ genannt wurde, heißt heute im bahntechnischen Terminus „Frankenbahn“, was auch inhaltlich eine Veränderung ausdrückt: aus der Platte, die es als Landschaftshindernis zu überwinden galt, wird heute die „Frankenbahn“, die sich durch das alte Hindernis mit Geschwindigkeit „Bahn bricht“.
Der neue Name schafft Identifikation und wurde begrüßt
Dass es bei der neuen Namensnennung nicht nur um eine technische Bezeichnung geht, sondern Begriffe auch Emotionen abbilden können, zeigte der „Versuchstest“ am Demonstrationstag 7. Juli 2018: Als wir unseren Entwurf des Zuglaufschildes dem Zugpersonal anboten, waren diese sofort begeistert und hängten das Schild gleich im Zugfenster neben dem Führerstand an beiden Zugenden (in der Fahrtrichtung korrekt) aus.
Die Zugbegleiter und Zugführer waren hoch erfreut, keinen „No Name-Zug“ (ohne Streckennummer) zu fahren, war doch diese Sonderfahrt etwas Besonderes, die auch einen besonderen Namen brauchte, was die beiden Zuglaufschilder hervorragend bedienten. Wie stark die Resonanz war, zeigte sich beim Zugbegleiter, der an jedem Haltepunkt die einsteigenden Fahrgäste mit den Worten begrüßte: „Herzlich willkommen im BaulandExpress“ und mit diesem Satz im Zug jedesmal einen Jubelschrei auslöste.
Auf beiden Seiten schuf dieser Name eine positive Identifikation mit der neuen Regionalbahn, die wichtig ist, soll der Zug als regionale Chance in dieser jahrezehntelang bahn-entwöhnten Region wieder Gleis fassen. Angesichts der langen und schwierigen Strecke, die das Projekt noch vor sich hat (Restaurierung der bestehenden Haltepunkte; Schaffung neuer Haltestationen; Ausweitung der Fahrtzeiten auf das Wochenende usw.), braucht es eines solchen „emotionalen Signals“ das im Namen „BaulandExpress“ als Vision steckt.
Daher rufen wir dazu auf, die nun angefangene positive Tradition fortzuführen und bitten alle politischen Institutionen (Landkreise und Gemeinden, politische Parteien und Institutionen der Bahn), den neuen Zug offiziell „BaulandExpress“ zu taufen und das entstandene positive Feeling mit ihm auf Zukunftsreise zu schicken.
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